Woche 28 2002
Als Wismar 1929 seine 700-Jahr-Feier beging, war das Jubiläum für den damaligen Stadtarchitekten Arthur Eulert ein Anlass, um das Aussehen von Gebäuden zeichnerisch zu rekonstruieren, die in früheren Jahrhunderten einmal das Stadtbild prägten. Aus dem von der Witwe bewahrten Nachlass stammt auch „Das Rathaus in Wismar um 1780“, das uns einen aufschlussreichen Einblick in die städtebauliche Historie vermittelt. Es lohnt sich, das Herz der alten Hansestadt über die architektonischen Details zu erkunden. Wir stellen fest, dass der altehrwürdige Vorgänger des heutigen Rathauses zwei unterschiedlich gestaltete Giebel besaß. Die damals offene Gerichtslaube im Westteil des Gebäudes existiert immer noch. Unter dem Ostgiebel hatten sich im Schutze der Obrigkeit über die ganze Breite einige Verkaufsbuden angesiedelt. Und siehe da – es war auch damals schon Mode, beim Spaziergang seinen Hund auszuführen. Die Darstellung wirkt solide. Sie täuscht aber darüber hinweg, dass in der Schwedenzeit kaum Geld für notwendige Erhaltungsarbeiten vorhanden war. Kein Wunder also, dass 1807 Dach und Obergeschoss teilweise einstürzten. Und erst nachdem 1818 die Ratsapotheke für 5.000 Taler verkauft wurde, war Wismar in der Lage, das jetzige Rathaus zu Ende zu bauen.