Woche 08 2003
Auf unserem Weg durch die Lübsche Straße in Richtung Stadtmitte stehen wir nun vor dem Haus Nr. 60. Was kann uns die Fassade erzählen? Zum Beispiel, dass das Haus 1601 erbaut wurde, als der Barock noch in den Kinderschuhen steckte. Ob der Giebel mit seinen geschwungenen Formen schon ein kleines Echo auf diesen neuen Kunststil war? Doch wir erfahren noch mehr, wenn wir eine gute Lupe zur Hand nehmen. Und siehe da, wir entziffern auf den heruntergelassenen Jalousien des kleinen Ladens gleich zweimal den Begriff „Opekta“. Natürlich kann jede Hausfrau darüber eine Menge erzählen. Denn das Geliermittel „Opekta“ – gewonnen aus pektinreichen Früchten – war damals der neueste Schrei und durfte in keiner modernen Küche fehlen. „Bereite mit Opekta in 10 Minuten Marmeladen, Gelees, Obsttorten, Süßspeisen, Vanille- und Früchteeis“ lautete ein populärer Werbespruch zur Zeit unseres Fotografen. Befand sich hier ein Lebensmittelladen für die moderne Hausfrau?