19 2018
Es ist Schichtende in der Wismarer Waggonfabrik. Anfang Dezember des Jahres 1916 verlassen die Arbeiter mit einem kleinen Lächeln für den Fotografen das Werk. Die ersten Schneeflocken sind schon gefallen, aber die Temperaturen halten sich noch um den Gefrierpunkt, denn die wärmenden Schals und Handschuhe konnten noch im Schrank bleiben. Die Arbeiter ahnten schon, dass ein schlimmer Kriegswinter auf sie zukommen wird. Aber alle Vorahnungen wurden weit übertroffen, denn es kam der schreckliche Winter 1916/17, welcher als „Steckrübenwinter“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte. „Hier bei uns sieht es traurig aus“, klagte eine Hamburger Arbeiterin in einem Brief vom Februar 1917. „Schon fünf Wochen keine Kartoffeln, Mehl und Brot knapp. Man geht hungrig zu Bett und steht hungrig wieder auf. Nur die ewigen Rüben, ohne Kartoffeln, ohne Fleisch, alles nur in Wasser gekocht“, waren ihre Worte. Die Ansichtskarte wurde am 19. Dezember 1916 nach Heiligenhafen verschickt.